Schweizer Klimapolitik nach Gerichtsurteil im Rampenlicht 15/04/2024
- Ana Cunha-Busch
- 14. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Von AFP - Agence France Presse
Schweizer Klimapolitik nach Gerichtsurteil im Rampenlicht
Das Pariser Abkommen von 2015 hat den Regierungen ehrgeizige Ziele für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen gesetzt, um den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Um dieses Ziel zu erreichen, will die Schweiz ihre Emissionen bis 2030 um 50 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 senken und bis 2050 netto null erreichen.
Dieses Ziel ist laut dem unabhängigen Monitor Climate Action Tracker (CAT) im weltweiten Vergleich "durchschnittlich". Dennoch hält er die Klimaziele, die Politik und die Finanzierung der Schweiz für "unzureichend", um die Ziele von Paris zu erreichen.
"Die Klimapolitik und -maßnahmen der Schweiz bis 2030 müssen erheblich verbessert werden, um die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen", heißt es in dem Bericht.
Um das Ziel für 2030 zu erreichen, müsste die Schweiz ihre Emissionen bis nächstes Jahr um mindestens 35 Prozent senken, so Geraldine Pflieger, Leiterin des Instituts für Wissenschaft und Umwelt der Universität Genf.
Bislang hat die Schweiz ihre Emissionen jedoch um weniger als 20 Prozent gesenkt - das war das Ziel, das sie sich für 2020 gesetzt und verfehlt hatte.
"Die Schweiz befindet sich nicht auf einem guten Weg", sagte Pflieger gegenüber AFP.
Im Vergleich dazu hat die Europäische Union als Ganzes ihre Emissionen um 31 Prozent gesenkt, und Experten gehen davon aus, dass sie auf dem besten Weg ist, bis 2030 über 60 Prozent zu erreichen, so Pflieger.
- Äußerst problematisch" -
Chan betonte jedoch, dass viele einzelne Länder innerhalb der EU ihre Ziele für 2020 ebenfalls verfehlt haben.
"Es gibt viele Herausforderungen in ganz Europa, die mit diesem Fall vergleichbar sind."
Der Vergleich sieht für die Schweiz jedoch schlechter aus, wenn man bedenkt, dass sie bei den versprochenen Reduktionen stark auf Kompensationsprojekte im Ausland angewiesen ist, so die Experten.
Die Schweiz quantifiziert nicht, in welchem Umfang sie sich auf solche Kompensationsprojekte verlassen will, um ihre Ziele zu erreichen, was CAT als "höchst problematisch" bezeichnet.
"Das Ausmaß, in dem sich die Schweiz darauf verlässt, ist einfach enorm", sagte Charlotte Blattner, Dozentin und Expertin für Klimarecht an der Universität Bern, gegenüber AFP.
Solche Projekte seien in der Regel "nicht nachvollziehbar und nicht überprüfbar", beklagte sie.
Zudem verpasse die Schweiz damit die Chance, ihre Infrastruktur klimagerecht umzubauen".
- Das Dilemma der direkten Demokratie -
Ein großes Problem, das die Schweiz von anderen Ländern unterscheidet, ist das System der direkten Demokratie, das Volksabstimmungen zu einer Vielzahl von Themen ermöglicht und manchmal die von Regierung und Parlament verabschiedeten Maßnahmen verlangsamt oder zum Scheitern bringt.
Im Jahr 2021 lehnten die Wähler ein neues CO2-Gesetz ab und verzögerten damit dessen Umsetzung.
Letztes Jahr schließlich sprachen sich die Wähler für ein neues Klimagesetz aus, mit dem das Land bis 2050 kohlenstoffneutral werden soll.
"Die direkte Demokratie war kein guter Freund für die Umsetzung der Schweizer Klimapolitik", sagte Pflieger.
Blattner betonte jedoch, dass die Schweizer Regierung in einigen Fällen schnell handeln kann.
Sie erinnerte daran, wie sie im vergangenen Jahr ein Wochenende lang Notmaßnahmen ergriff, um die zweitgrößte Bank des Landes, die Credit Suisse, vor dem Konkurs zu bewahren.
"Hier war keine demokratische Abstimmung des Volkes notwendig", sagte sie.
"Ich denke, die Regierung sollte mehr daran denken, wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, anstatt sich hinter Ausreden zu verstecken."
Von Nina LARSON
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