Start-ups, Territorien und der Klimawandel: Was die COP30 jetzt von uns verlang MEINUNG 01/07/2025
- Ana Cunha-Busch
- 30. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Start-ups, Territorien und der Klimawandel: Was die COP30 jetzt von uns verlangt
Von Claudia Andrade
Im November 2025 wird Brasilien erstmals Gastgeber der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP30) sein. Die Veranstaltung findet in Belém do Pará, im Herzen des brasilianischen Amazonasgebiets, statt – mit über 190 offiziellen Delegationen, rund 40.000 internationalen Teilnehmer:innen, milliardenschweren Klimafinanzierungen und einer seltenen globalen Aufmerksamkeit für unser Land.
Aber was bedeutet das wirklich für Impact-Start-ups, die tief in Brasiliens Territorien entstehen? Die soziale Technologien für Abwasser, Agrarökologie, sauberes Wasser, Abfallwirtschaft, Bioökonomie und Umweltbildung entwickeln?
Als Gründerin mit über drei Jahrzehnten Erfahrung im Bereich Klimainnovation in verwundbaren Gebieten – vom semi-ariden Nordosten Brasiliens bis zum ländlichen Mosambik – sehe ich die COP30 nicht als ein weiteres Event, sondern als Wendepunkt: Entweder wir reproduzieren weiter dieselben Macht- und Finanzierungsstrukturen, oder wir öffnen Raum für eine neue Ära der territorialen, regenerativen und dezentralen Innovation. Und Start-ups müssen darauf vorbereitet sein.
Auf der COP27 in Ägypten wurden innerhalb weniger Tage über 11 Milliarden US-Dollar an Klimafinanzierungen angekündigt. Der Green Climate Fund (GCF), der größte multilaterale Klimafonds der Welt, hat bereits über 13 Milliarden US-Dollar für Projekte zur Minderung und Anpassung bewilligt – und wird seine Aktivitäten im Globalen Süden in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter ausbauen.
Brasilien ist dabei eine strategische Priorität: Das Land beherbergt den größten tropischen Wald der Erde, 20 % der weltweiten Biodiversität und 12 % des Süßwassers an der Erdoberfläche. Gleichzeitig ist Brasilien strukturell stark unterfinanziert:
Mehr als 33 Millionen Brasilianer:innen haben keinen Zugang zu Trinkwasser (SNIS, 2023);
Etwa 46 % der Bevölkerung haben keinen Zugang zu Abwasserentsorgung und -behandlung;
2024 verzeichnete Brasilien die höchste Zahl an Waldbränden im Amazonas seit 2007 (INPE);
Und Hunger, Umweltungleichheit und digitale Ausgrenzung bleiben Realität.
Die zentrale Frage lautet also: Welche Art von Innovation muss Brasilien der Welt auf der COP30 präsentieren?
Impact-Start-ups: hohes Potenzial, geringe Sichtbarkeit
In Brasilien gibt es derzeit rund 1.300 Impact-Start-ups – so das Impact Monitor von Pipe.Social – und ihre Zahl wächst. Viele von ihnen arbeiten direkt an den Kernthemen der globalen Klimaagenda: Wasser, sanitäre Versorgung, erneuerbare Energien, Abfallmanagement, regenerative Landwirtschaft und territoriale Gerechtigkeit.
Dennoch erhalten weniger als 10 % dieser Start-ups Zugang zu öffentlicher oder internationaler Finanzierung. Die meisten überleben durch Eigenmittel, kleine Investitionen oder nationale Mikrofonds. Das muss sich ändern. Und die COP30 kann eine Wende bedeuten.
Sich auf die COP30 vorzubereiten bedeutet weit mehr als eine schöne Präsentation oder ein Video mit Drohnenbildern. Es bedeutet, technische Lösungen mit Wirkung, territorialer Legitimität und messbarem Nutzen vorzulegen. Es bedeutet:
Wirkung klar definierenErgebnisse in klare soziale und technische Indikatoren übersetzen: CO₂-Einsparungen, Zugang zu Wasser, gesundheitliche Verbesserungen, Bildungsarbeit, Beteiligung an öffentlichen Schulen, Rückgang von Schulabbrüchen, Zunahme lokaler Einkommen.
Finanzierungswege verstehenInternationale Fonds wie GCF, CIF oder GEF und nationale Mittel wie BNDES Fundo Clima, Finep oder staatliche Innovationsprogramme kennen und gezielt ansteuern. Akkreditierungsprozesse verstehen.
An die öffentliche Hand verkaufen könnenDas neue brasilianische Vergabegesetz (Nr. 14.133/21) kennen, parlamentarische Mittel gezielt einsetzen und nachhaltige öffentliche Beschaffung nutzen.
Lokale Netzwerke stärkenStart-ups allein skalieren nicht. Aber wenn sie mit Kooperativen, Schulen, Universitäten, Gemeinden und regionalen Netzwerken zusammenarbeiten, gewinnen sie institutionelle Stärke und Reichweite.
Die Frage, die mich bewegt, ist nicht: „Wie erscheine ich auf der COP30?“Sondern: Was bleibt nach der Konferenz?
Welche Technologien werden in Schulen eingesetzt?
Welche Gemeinden werden widerstandsfähiger?
Welche Start-ups werden von Projektförderung zu nachhaltigen Verträgen mit Regierungen und Impact-Investoren übergehen?
Die COP30 kann ein Wendepunkt sein – der Moment, in dem Brasilien beginnt, Klimalösungen zu exportieren, und nicht nur Rohstoffe.
Ich habe in den letzten Jahren Projekte in über 100 Gemeinden mit SDW begleitet – mit Fokus auf Technologien für Sanitärversorgung, Wasser und Umweltbildung. Jetzt zur COP30 biete ich meine Erfahrung an, um:
Start-ups in der Wachstumsphase bei der Wirkungsmodellierung zu unterstützen;
Teams dabei zu helfen, den öffentlichen Sektor strategisch zu verstehen;
junge Unternehmer:innen auf internationale Klimawettbewerbe vorzubereiten;
Netzwerke bei der Entwicklung eines COP30-Erbes für ihre Regionen zu begleiten.
Denn am Ende geht es nicht um das Event – sondern um die Zukunft.Mich treibt nicht die COP30 an, sondern das, was wir daraus machen.Dass der Sertão gehört wird.Dass indigene Jugendliche führen.Dass schwarze Frauen in der Landwirtschaft Technologien gestalten.Dass unsere Lösungen nicht nur skaliert, sondern als strategisches Wissen anerkannt werden.
Wenn die COP30 dieses Brasilien sichtbar macht, dann hat sie sich gelohnt.Und wenn nicht jetzt – wann dann?
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